Ausgangspunkt der Mediation: Anruf eines Bürgermeisters, der mir berichtet, dass sich mehrere Mitarbeiterinnen des Kindergartens der Gemeinde über den Führungs- und Kommunikationsstil der Leiterin der Einrichtung beschwert hätten. Alle Beteiligten, also sowohl die Teammitglieder wie auch die Leiterin, hätten daraufhin eine Klärung durch einen externen Moderator gewünscht.
Wir einigten uns auf einen Gesprächstermin an einem Freitag von 16.00 Uhr bis 20.00 Uhr und am Samstagmorgen von 9.00 Uhr bis 13.00 Uhr.
So saß ich am vereinbarten Freitag Nachmittag mit mehreren Erzieherinnen sowie der Leiterin in einer offenen Sitzrunde.
In einem ersten Schritt – genannt Selbstklärung – schilderten mir die Teammitglieder sowie die Leiterin jeweils einzeln ihre Sichtweise der Schwierigkeiten der Vergangenheit.
Anschließend visualisierte ich die Vorwürfe und gegenseitigen Vorbehalte, die im Rahmen der Selbstklärung angesprochen worden waren.
Es entstand eine Übersicht auf der Flip-Chart, die für alle durchsichtig machte, wo die Knackpunkte in der gegenseitigen Kommunikation und Kooperation zu finden waren.
Hier ein paar Beispiele:
Vorwürfe von Teammitgliedern:
Die Leiterin monierte u.a.:
In der anschließenden Dialogphase wurden die aufgeschriebenen Punkte Punkt für Punkt nach von den Teilnehmerinnen gefühlter Dringlichkeit im Dialog besprochen.
Kurz vor Ende der ersten vierstündigen Sitzungsrunde machte ich einen sogenannten Zwischenstopp, bei dem die Teilnehmerinnen eingeladen waren, auf Karten aufzuschreiben, was die bisherige Arbeit nützlich gemacht habe.
Hier beispielhaft einige Erfahrungen der Teilnehmerinnen:
Am Ende der Dialogphase teilte ich den Teilnehmerinnen in kurzen Worten meine Außensicht der im Dialog deutlich gewordenen Schwierigkeiten mit. Dabei machte ich deutlich, dass die äußeren Bedingungen der Arbeit der Erzieherinnen (Corona, krankheitsbedingte Ausfälle, unterschiedliche Arbeitszeiten, Fachkränftemangel) verständlich erscheinen lassen, dass es zu Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit gekommen ist.
In einer anschließenden Stufe - von mir "Meditation" genannt - waren alle eingeladen, über ihren eigenen Anteil an den vergangenen Schwierigkeiten nachzudenken, verbunden mit der Ansage, dass hierüber keine gemeinsame Diskussion stattfindet.
Beim nächsten Schritt - von mir "Schenken" genannt - wurden die Teilnehmerinnen eingeladen, zu Papier zu bringen, welches konkrete Verhalten sie künftig – ohne Vorbedingungen beziehungsweise ohne Gegenleistung – an den Tag zu legen bereit waren, damit es der Leiterin in der Kommunikation und Kooperation mit den Mitarbeiterinnen leichter werde. Die analoge Aufforderung erging an die Leiterin in umgekehrter Richtung.
Dabei ergaben sich folgende Äußerungen der Teilnehmenden:
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Leiterin |
Team |
Öfter zu zeigendes Verhalten |
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Weniger oft zu zeigendes Verhalten |
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Alle Teilnehmerinnen, also sowohl die Leiterin wie auch die Mitarbeiterinnen, nahmen dieses Ergebnis als sehr konstruktiv und als Basis für eine verbesserte Kommunikation und Zusammenarbeit zur Kenntnis.
Sie kamen überein, den Bürgermeister über dieses positive Ergebnis der Mediation gemeinsam persönlich zu informieren.
Ich machte mich mit dem zufriedenen Gefühl auf den Heimweg, dass die Teilnehmerinnen durch den von mir beabsichtigten stark verlangsamten Dialog und die Bereitschaft, das jeweilige eigene Verhalten kritisch zu überdenken, ein gutes Stück weitergekommen sind. Aus meiner Sicht besteht die Chance, dass sich dies in guter Weise auf die erkennbar von allen Teilnehmerinnen gezeigte hohe Motivation für die Arbeit mit den Kindern auswirken wird.
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Nachfolgend schildere ich einen weiteren Fall, dem Sie beispielhaft entnehmen können, mit welchen Anliegen Menschen an mich herantreten und mit welchen Stationen ich dieses Anliegen im konkreten Fall moderiere:
Conny M. (34 Jahre alt) wandte sich mit dem Anliegen an mich, die Kommunikation mit ihrer Schwester (Franziska, 37 Jahre alt) in einer Weise zu
verbessern, dass die Schwestern wieder in der Lage sind, „vernünftig“ über gemeinsame familiäre Projekte zu reden und diese zu organisieren. Dieses hat sich in der Vergangenheit offenbar als
unmöglich erwiesen.
Dabei geht es u.a. um gemeinsame Geschenke an Familienangehörige wie auch die Verwaltung einer Immobilie, die der gemeinsame Vater ihnen übertragen will.
Im Rahmen der von mir moderierten Mediationssitzung treten die beiden Schwestern in einen Dialog, in dem sie die schwierigen Gefühle (Bedürfnis nach mehr Kontakt auf Seiten von Conny, Distanzbedürfnis auf Seiten von Franziska) ansprechen, die zu der Blockade geführt haben, die die Kommunikation zum Stillstand gebracht hat.
Was passierte in den von mir moderierten 2 Mediations-Sitzungen:
Diese Schritte führten zu einer Schlussvereinbarung („Wie wir es machen wollen“), die von den Schwestern als Hilfestellung empfunden wurde für ihren weiteren gemeinsamen Umgang:
Text der Vereinbarung: